Ein Nordkap Roadtrip ist mehr als nur eine Autofahrt ans nördlichste Ende Europas. Er führt durch wilde Landschaften, vorbei an Fjorden, Rentieren und endloser Tundra – und endet an einem Ort, der fast schon mythisch wirkt. Ein besonderer Höhepunkt unterwegs: die Sorrisniva Arctic Wilderness Lodge bei Alta, ein traumhafter Übernachtungsstopp direkt am Fluss und mitten in der arktischen Wildnis.

Beim Ersten sind wir noch umgekehrt und haben es im Gestrüpp beobachtet. Irgendwann liefen sie in Scharen neben, auf und über die Straße, dass wir aufpassen mussten, keins zu überfahren. Rentiere! Die Warnschilder an der Straße meinen es ernst. Hier ist ihr Revier. In der Tundra weit oben im Norden von Norwegen ist ihr Zuhause. Auch Elche könnten unseren Weg kreuzen, wir haben aber leider keinen gesehen. Vielleicht auch besser. Diese Tiere sind extrem groß!




Nordkap Roadtrip – Von Tromsø bis Alta
Um unserem großen Ziel im hohen Norden ein gutes Stück näherzukommen, sind wir erst einmal nach Tromsø geflogen. Die charmante Stadt wurde zu unserem Basislager – und sofort zur Liebe auf den ersten Blick. Was uns an Tromsø so begeistert hat, erzähle ich dir im Artikel Tromsø: Highlights mit Arktis-Flair zwischen Mitternachtssonne und Polarlichtern. Und falls du noch Tipps für ein gemütliches Hotel oder richtig gute Restaurants und Cafés suchst, dann schau in meinen Beitrag Tromsø erleben: Hoteltipp & Food-Spots, die du lieben wirst.

Nach einem entspannten Akklimatisierungstag in Tromsø starten wir voller Vorfreude unseren dreitägigen Nordkap Roadtrip. Unser Ziel heute: die Sorrisniva Arctic Wilderness Lodge bei Alta. Die knapp 400 Kilometer lange Route führt uns durch einige der spektakulärsten Landschaften Nordnorwegens. Schon beim Verlassen der Stadt, als wir der E8 südwärts folgen und der mächtige Balsfjord neben uns aufblitzt, sind wir völlig gefangen von der Szenerie. Links und rechts der Straße wechseln sich tiefgrünes Wasser, bunte Holzhäuser, rauschende Wasserfälle und dichte Wälder ab, die sich die Berghänge hinaufziehen. Dazwischen ragen karge Felsen auf, in deren Ritzen noch Schneereste glitzern – und von denen immer wieder silberne Kaskaden ins Tal stürzen.





Wir schlängeln uns immer entlang der E8 und später der E6, vorbei an weiten Fjorden, schroffen Gipfeln und kleinen, stillen Orten, in denen die Zeit langsamer zu vergehen scheint. Am Lyngenfjord, dem zweitlängsten Fjord Nordnorwegens, lohnt sich eine Schaukelpause mit Aussicht.

Bald verengt sich die Straße, die Landschaft wird offener, karger. Moose und Flechten übernehmen die Bühne, wo zuvor Wälder standen. Immer wieder öffnet sich der Blick auf neue Fjorde und Seen.




Je näher wir Alta kommen, desto weiter wird die Landschaft. Schließlich erreichen wir das Tal des Altaelva, wo die Sorrisniva Arctic Wilderness Lodge direkt am Flussufer liegt.
Zwischenstopp: Die Sorrisniva Arctic Wilderness Lodge bei Alta
Einen schöneren Zwischenstopp auf unserem Nordkap Roadtrip hätte ich mir kaum wünschen können. Irgendwo im Nirgendwo, südlich von Alta, steht sie: die Sorrisniva Arctic Wilderness Lodge*. Eingebettet zwischen Wald, Fluss und Felsen liegt die zweistöckige Lodge mit ihren 24 Zimmern im modernen Design – direkt am Ufer des längsten Flusses Nordeuropas, dem Alta.



Die Zimmer tragen die Namen bekannter Angelplätze am Alta. Unseres heißt Mikkeli – jener Ort, an dem König Harald V. von Norwegen jeden Sommer zum Angeln kommt.
Durch die bodentiefen Panoramafenster schweift der Blick über das glitzernde Wasser und die weite, stille Wildnis. Je nach Jahreszeit tanzen hier nachts die Nordlichter über den Himmel – oder die Mitternachtssonne taucht alles in ein weiches, goldenes Licht.









Doch nicht nur die Lage ist außergewöhnlich – auch das kulinarische Erlebnis bleibt unvergesslich. Im hauseigenen Restaurant Maku (was „Geschmack“ in Kvensk bedeutet, der Sprache der Nachkommen finnischer Einwanderer im Norden Norwegens) wird Fine Dining auf höchstem Niveau zelebriert.


Auf den Tellern: das Beste, was die arktische Natur zu bieten hat. Noch nie habe ich so zarten, aromatischen Lachs gegessen. Schon der Auftakt ist ein Erlebnis: frisch gebackenes Brioche mit aufgeschlagener Butter, dazu kleine Grüße aus der Küche – mal mit Roter Beete, mal mit Kaviar. Es folgen gegrillter Lachs mit Ei-Gurken-Creme und Roggenchip, ein cremiges Pilzrisotto. An unserem zweiten Abend wähle ich King Crab Ravioli mit Frischkäse, Krabbenbiskuit und grünem Öl. und mein Mann Rentier-Tatar mit Thymianemulsion, Senfkörnern und gebratener Schwarzwurzel. Der Hauptgang: heimischer Lachs mit eingelegter Zwiebel, Weißkohl und Schnittlauchsoße. Zum Abschluss teilen wir uns den Valrhona Chocolate Teller – Mousse, Karamell, Fudge Cake und Eiscreme – ein Gedicht!






Auch das Frühstück im Restaurant Lavvu, das einem traditionellen samischen Zelt nachempfunden ist, bleibt in Erinnerung. À la carte reicht die Auswahl von frischem Sauerteigbrot mit Lachs, Eggs Benedict, Avocado-Toast zu hausgemachtem Granola mit Joghurt, Waffeln, frischem Obst und Gemüse. Als liebevolles Extra bereitet uns das Team ein Lunch-Sandwich für unterwegs – perfekt, denn auf dem Weg zum Nordkap ist die Auswahl an Essensmöglichkeiten eher überschaubar.




Im Winter verwandelt sich Sorrisniva in ein wahres Wunderland: Direkt neben der Lodge entsteht das nördlichste Iglu-Hotel der Welt. Ab November formen Künstler und Baumeister aus 250 Tonnen Eis und 7.000 Kubikmetern Schnee ein märchenhaftes Bauwerk von 2.500 Quadratmetern – komplett aus Materialien aus dem Alta-Tal. Ich kann mir gut vorstellen, wie magisch eine Nacht dort sein muss.
Nordkap Roadtrip – Von Alta bis zum Nordkap
Gut ausgerüstet mit unserem Lunch-Paket machen wir uns auf den Weg, die letzten 250 Kilometer gen Norden. Der Himmel hängt tief. Schon wenige Kilometer hinter Alta weitet sich die Landschaft. Birken und Kiefern werden seltener, bis sie ganz verschwinden. Stattdessen breiten sich Flechten, Moose und kahle Felsen aus – die endlose, raue Tundra Nordnorwegens.

Die E6 führt schnurgerade durch diese stille Welt. Ab und zu taucht ein Rentier auf, gelassen, als hätte es die Straße schon immer für sich beansprucht. Orte sind rar, Dörfer klein, und je weiter man fährt, desto spürbarer wird die Einsamkeit dieser Region.









Ein Höhepunkt der Strecke ist der Nordkaptunnel – fast sieben Kilometer lang und bis zu 212 Meter unter dem Meeresspiegel gelegen. Er verbindet das norwegische Festland mit der Insel Magerøya, auf der das Nordkap liegt. Das Gefühl, unter dem Eismeer hindurchzufahren, ist schon besonders.


Magerøya zeigt sich karg und großartig zugleich. Schroffe Felsen, kahle Hügel, Wind in allen Richtungen. Die Vegetation ist spärlich, das Meer überall präsent. Das Licht verändert sich im Minutentakt – mal silbern, mal blau, mal dunstig grau. Die Straße windet sich durch diese urwüchsige Landschaft, vorbei an tief eingeschnittenen Fjorden und einsamen Buchten.
Und dann, nach vielen Stunden Fahrt, ist es plötzlich da: das Nordkap. Schon auf dem Parkplatz schlägt einem der Wind entgegen. Nebel zieht über die Felsen, die Klippen stürzen 300 Meter tief in die tobende See. Unten branden die Wellen, oben weitet sich der Blick über den endlosen arktischen Ozean. Wir stehen auf dem Nordkap-Plateau vor dem Metall-Globus N71°10’21’’. Am nördlichsten Punkt des europäischen Festlands, Symbol und Sehnsuchtsziel unzähliger Reisender.


Fun Fact: Streng genommen ist das Nordkap gar nicht der nördlichste Punkt Europas. Der liegt ein Stück weiter westlich – auf der Landzunge Knivskjellodden, die nur zu Fuß erreichbar ist, da keine Straße dorthin führt.

Auf dem Rückweg, durch den Tunnel und über die E6 zurück nach Alta, klingt die Fahrt nach. In der Sorrisniva Arctic Wilderness Lodge wartet am Abend das Kaminfeuer – und das Gefühl, tatsächlich am Ende Europas gewesen zu sein.
Nordlicht in Beton gegossen: Die Kathedrale von Alta
Bevor wir uns am nächsten Tag auf den Rückweg nach Tromsø machen, schauen wir uns noch die Nordlyskatedralen – die Nordlichtkathedrale – das architektonische Wahrzeichen von Alta an. Die Kirche ist wie eine Spirale gestaltet, die nach oben hin in ein 47 Meter hohes Glockenturm-Element mündet – diese spiralförmigen Linien sollen an die bewegten Wellen und Bögen des Polarlichts erinnern.

Die Kirche wurde erst 2013 eingeweiht und beeindruckt durch ihre moderne Architektur: Außen Beton mit Titanium-Verkleidung, innen hunderte vertikale Leisten mit LED-Beleuchtung, die ein warmes, zugleich mystisches Licht erzeugen.


Im Inneren zieht besonders die fast 4,3 Meter hohe Bronzeskulptur Christi die Blicke auf sich – in ihrer Pose zugleich leidend und segnend.
Eine goldene Jakobsleiter hängt symbolisch in einem 7,5 Meter hohen Innenturm, an dessen Außenseite goldene Mosaikreliefs der 12 Apostel abgebildet sind.


Unterwegs: Praktische Tipps
- Rastplätze: Auf der gesamten Strecke bis zum Nordkap gibt es Rastplätze, die oft beeindruckende Ausblicke auf Fjorde, Berge oder Wasserfälle bieten. Viele sind mit Picknicktischen, Grillplätzen und gepflegten Toiletten ausgestattet. Je weiter man jedoch Richtung Nordkap kommt, trifft man manchmal nur noch auf einfache, rustikale Toilettenhäuschen.
- Essen unterwegs: Unterwegs stößt man ab und zu auf kleine Supermarkt-Shops auf Campingplätzen. Ende August hatten aber viele schon Saisonende und waren geschlossen. Umso schöner war unser Glück an einem Platz, wo die Familie gerade mit Instandhaltungsarbeiten beschäftigt war: Sie kochten uns spontan einen frischen Kaffee, und wir hatten Zeit für ein kleines, herzliches Gespräch.
- Wildwechsel: Auf dem Weg zum Nordkap sollte man jederzeit mit tierischen Überraschungen rechnen. Elche oder Rentiere können plötzlich über die Straße springen. Vor allem, wenn Schilder warnen, heißt es: Augen auf und langsam fahren
- Tanken. Tankstellen gibt es unterwegs genug, nur sollte man die letzte vor dem Nordkap nicht verpassen: Sie liegt in Honningsvåg. Von dort sind es noch etwa 30 Kilometer bis ans Ziel.
- Straßenzustand: Die Straßen sind gut befahrbar, aber auf den letzten Kilometern Richtung Nordkap wird es oft eng und steil. Vorsicht ist also geboten, besonders bei Gegenverkehr oder schlechten Wetterbedingungen.



Fazit: Nordkap Roadtrip – Wildnis, Abenteuer und unvergessliche Momente
Am Ende unseres Nordkap Roadtrips bleibt vor allem eines: das Erlebnis, wirklich am nördlichsten Punkt Europas gewesen zu sein. Von den weiten Fjorden und stillen Tundraflächen über Begegnungen mit Rentieren bis hin zu architektonischen Highlights wie der Nordlichtkathedrale in Alta – jede Etappe hat ihre eigenen unvergesslichen Momente geboten. Die langen Straßen, kurze Pausen an abgelegenen Rastplätzen und die Begegnungen mit den Menschen unterwegs haben die Reise lebendig gemacht. Ein ganz besonderer Höhepunkt war die Übernachtung in der Sorrisniva Arctic Wilderness Lodge* bei Alta, direkt am Fluss und mitten in der arktischen Wildnis.
Zurück in Tromsø wirkte das charmante Städtchen fast wie eine Großstadt nach den vielen Kilometern unberührter Natur. Dieser Kontrast zwischen der rauen Arktis und dem städtischen Leben macht den besonderen Reiz eines Nordkap Roadtrips aus. Wer Tromsø entdecken möchte, findet alle Tipps in meinen Artikeln Tromsø: Highlights mit Arktis-Flair zwischen Mitternachtssonne und Polarlichtern und Tromsø erleben: Hoteltipp & Food-Spots, die du lieben wirst.
Alles Liebe
Dorothee
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