Ich bin ja ausgebildete Buchhändlerin. Früher habe ich spöttisch die Nase gerümpft, wenn ich Bücherregale sah, die nach irgendwelchen ästhetischen Gesichtspunkten sortiert waren. Jahrelang war unser Bücherregal nach Genres und Autorennamen alphabetisch sortiert. Und jetzt? Jetzt hat mein Interiorherz mein Buchhändlerherz übertrumpft.
Das Bücherregal versinkt im Chaos
Es sah auch einfach nicht mehr schön aus. Nach jahrelanger Arbeit im Buchhandel und einem literaturwissenschaftlichem Studium der deutschen und französischen Literatur, leidenschaftlichen Leseexzessen und der Hausauflösung meiner Eltern haben sich Hunderte von Büchern angesammelt … im Wohnzimmer und im Arbeitszimmer.
Unser massives Buchenholzregal im Wohnzimmer bietet ja eigentlich viel Platz für viele Bücher. Aber auch hier stießen wir bald an Kapazitätsgrenzen. Irgendwann haben wir weitere Regalbretter eingezogen, sodass noch mehr Stauraum entstand. Aber die schöne gleichmäßige Aufteilung in quadratische Fächer ging dabei leider verloren. Die Bücher standen in zwei Reihen, auf den Reihen lagen weitere Bücher, davor standen oft Fotos oder kleine Dekoartikel. Ein sehr persönliches, aber doch unübersichtliches Chaos. Aber … nach Sachgruppen und alphabetisch sortiert …
Der Befreiungsschlag
Und dann kam der Zeitpunkt, an dem ich beschloss, dieses Chaos zu beenden. Ich habe mich tatsächlich von zwei Dritteln (!!) meiner Bücher getrennt!! Vor Jahren noch unvorstellbar für mich. Aber ich habe wirklich jedes einzelne Buch in die Hand genommen und abgewägt, was es mir bedeutet. Erinnere ich mich überhaupt an den Plot? In welcher Lebenssituation habe ich es gelesen? So habe ich von vielen, vielen Titeln Abschied genommen.
Einige der Bücher konnte ich einem Recommerce-Anbieter verkaufen, der gebrauchte Bücher ankauft. Andere habe ich der örtlichen Nachbarschaftshilfe für ihre Bücherflohmärkte geschenkt oder zum Altpapier gebracht.
Ihr könnt euch nicht vorstellen, wie befreiend das war! Diese Aktion entspricht ja ganz dem Trend, sich achtsam nur mit den Dingen zu umgeben, die wir unbedingt zum Leben brauchen. Das sind für mich allerdings schon noch einige Hundert Bücher, aber für einen Büchermenschen sind das echt wenige.
Das Bücherregal im neuen Look
Von den “Überlebenden” habe ich Stapel gebildet, farblich sortiert. Den großen Weißanteil machen die vielen detebe- und dtv-Titel aus. Ein Praktikum bei dtv hat daran auch etwas Schuld. Wir haben dem Regal seine Quaderoptik wiedergegeben und beim Einsortieren habe ich darauf geachtet, eine ganze Regalspalte zwischen den farbigen und den weißen Titeln frei zu lassen. Darin haben nun ein paar Dekoartikel ihren Platz gefunden und lockern den Bücherlook ganz wunderbar entspannend auf. Ich habe darauf geachtet, die Deko in einer Farbe zu wählen. Zur Zeit ist das Weiß, aber das könnte man ja schnell nach Lust und Laune ändern.
Das Bücherregal, das vorher so ein kunterbuntes Durcheinander bot, wirkt nun total beruhigend. Abends lasse ich meinen Blick gern darüber schweifen , wenn ich auf dem Sofa sitze. Und ich finde auch bestimmte Titel trotz anfänglicher Bedenken wieder. Von allen meinen Büchern habe ich doch ein Bild vor Augen, sodass ich weiß, in welcher Farbgruppe ich suchen muss. Auch, wenn jetzt ein Thomas Mann sich mit der unerträglichen Leichtigkeit des Seins eines Milan Kundera auseinandersetzen oder Goethe mit Nick Hornby auskommen muss …
Damit’s aber nicht zu steril aussieht, habe ich zur Auflockerung einige Pflanzentöpfchen dazwischen platziert. Das Grün macht es noch wohnlicher und stimmungsvoller. Sonst wirkt’s zu sehr wie im Museum.
Damit ich nicht bald wieder dem Papierchaos gegenüberstehe, lese ich seit ein paar Jahren vorwiegend nur noch E-Books. Das war auch ein harter Schritt, habe ich doch oft Bücher nur wegen des schönen Covers oder feinen Papiers gekauft. Ab und zu werde ich aber auch wieder schwach und ein “echtes” Buch darf einziehen.
Wie habt ihr eure Bücher sortiert? Lest ihr lieber gedruckte Bücher oder auch E-Books?
Herzlichst
eure Dorothee
2 Antworten zu “Ein farblich sortiertes Bücherregal – Wie konnte das passieren?”
Ach liebe Dorothee,
da hat sich die ganze Mühe wirklich gelohnt. Es schaut klasse aus. Und deine Stimmungen hinsichtlich des Aussortierens und die ganzen Erinnerungen kann ich so nachvollziehen!
Bin gespannt, was dein nächstes Projekt ist.
Liebe Grüße
Ina
Ganz lieben Dank, liebe Ina, für deinen Besuch hier und deine lieben Worte!
Es braucht alles seine Zeit. Auch die Trennung von so manchen Dingen, die man aber dann gar nicht so vermisst, wenn sie weg sind.
Ganz liebe Grüße an dich
Dorothee